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Mein Azubi-Tipp: Ansprechen, was schief läuft

Was tun, wenn es in der Ausbildung knirscht? Berufsberaterin Berit Janotta gibt Tipps zum Umgang mit Konflikten.

Berit Janotta
Berit Janotta ist Diplom-Pädagogin, Bewerbungstrainerin und Ausbildungslotsin und berät Azubis bei unserer Infotour. © Denise Ehlert

Frau Janotta, auch in der Ausbildung läuft nicht immer alles rund. An wen können sich Azubis wenden, wenn es Ärger im Betrieb gibt oder sie unzufrieden sind?

Als erstes gilt: nicht alles stehen und liegen lassen, auch wenn man mal wütend ist, sondern ansprechen, was einen stört. Und zwar frühzeitig, bevor sich zu viel Ärger angestaut hat. Vieles lässt sich dann doch schnell lösen. Azubis sollten sich vor Augen halten, dass es ganz normal ist, dass nicht alles rund läuft und dass sie das auch benennen dürfen. Dazu möchte ich ihnen Mut machen. Wenn man aber das Gefühl hat, nicht gehört zu werden, dann gibt es eine Reihe weiterer Ansprechpartner, die Ratschläge geben und vermitteln können.

Welche sind das?

Aus Gesprächen weiß ich, dass sich viele Azubis an ihren Klassenlehrer oder die Klassenlehrerin der Berufsschule wenden. Das ist eine gute Möglichkeit, denn da besteht in der Regel schon ein Vertrauensverhältnis. Manchmal kann es aber auch gut sein, wenn jemand von außen dazu kommt. Dann sind die Kammern, etwa IHK oder Handwerkskammer, gute Ansprechpartner und vermitteln auch bei Konflikten. Größere Betriebe haben oft eigene Ausbildungsvertreter, an die sich die Auszubildenden wenden können.

Gibt es nach Ihrer Erfahrung typische Probleme, über die Azubis klagen?

In einigen Branchen gibt es aufgrund der Arbeitszeiten häufig Überstunden. Da kommt es dann auch vermehrt zu Beschwerden, wenn sich etwa Arbeitszeit am Wochenende häuft oder Überstunden nicht abgefeiert werden können. In so einem Fall sollten Azubis das Gespräch suchen oder sich Beistand holen.

Was ich auch oft höre, sind Klagen über die Berichtsheftführung. Das ist zweischneidig. Denn das Berichtsheft hat eine wichtige Funktion, es geht darum, die bewältigten Aufgaben nochmal Revue passieren zu lassen, auch um herauszubekommen, was liegt mir und was nicht so.

Das Berichtsheft wird eigentlich täglich oder wöchentlich während der Arbeitszeit im Betrieb geschrieben. Manchmal ist aber nur wenig oder kaum Zeit hierfür, dann müssen die Azubis das abends nachholen. Das kann frustrierend sein, nach vollen Arbeitstagen zu Hause noch Schreibarbeit erledigen zu müssen. Auch dafür kann man im Gespräch Lösungen finden: So sollte auch innerhalb des Arbeitstages dafür Zeit eingeplant werden.

An welchem Punkt kann ein Wechsel des Ausbildungsbetriebs oder sogar ein Abbruch sinnvoll sein?

Gesundheitliche Probleme können ein triftiger Grund sein, die Ausbildung abzubrechen. Wenn zum Beispiel ein Bäckerlehrling merkt, dass er eine Mehlstauballergie hat, oder eine Chemikantin die Chemikalien nicht verträgt. Auch bei Friseurinnen und Friseuren kommt das vor. Dafür gibt es ja auch eine Probezeit. Ich empfehle immer, diese nicht nur als Probezeit für den Azubi, sondern ebenso als Probezeit für das Unternehmen zu sehen. Wer in den ersten vier Wochen feststellt, dass alles ganz anders ist, als gedacht und der Beruf gar nicht passt, sollte einen Wechsel in Betracht ziehen. Auch hier ist Besonnenheit wichtig. Schließlich besteht ein Vertrag, Fristen müssen eingehalten werden. Ich rate immer: Erst kündigen, wenn ganz genau klar ist, wie es danach weiter geht.

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